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Blogbeiträge

Generosität als Gamechanger in der Führungskräfteentwicklung

 

Generosität klingt nach einem Wort aus einer anderen Zeit, dabei ist die damit verbundene Haltung heute wichtiger denn je.  

Viele traditionelle Führungsstile neigen dazu, eine Maskerade von Macht und Kontrolle aufrechtzuerhalten, die oft wenig Raum für echte menschliche Verbindung lässt. Wir erleben dann stark wettbewerbsorientierte und egozentrische Arbeitsumfelder, in denen individuelle Leistung über kollektive Zusammenarbeit gestellt wird. Führungskräfte, die primär an Kontrolle und Macht interessiert sind, schaffen oft ein Klima, in dem Mitarbeiter:innen sich wenig wertgeschätzt und motiviert fühlen. Menschen sind hier oft nur Mittel zum Zweck, was zu einer Vernachlässigung ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung führt.  

Wir haben das in unzähligen Unternehmensumfeldern beobachtet und in der Folge unseren Ansatz von Führungskräftecoaching und -entwicklung nochmal deutlich auf den Kopf gestellt. Unser Ziel: Mehr Generosität in der Führung! Unsere Basis hierfür: Das Konzept von „Haben“ und „Sein“ des Sozialphilosophen Erich Fromm. 

Erich Fromms Konzept von „Haben“ und „Sein“ bietet einen tiefen Einblick in die Verbindung zwischen Generosität und Führung. In seinem Buch „Haben oder Sein“ unterscheidet Fromm zwischen diesen zwei grundlegenden Haltungen zum Leben. 

Fromm beschreibt den „Haben-Modus“ als eine Lebensweise, die sich durch das Streben nach Besitz und Kontrolle kennzeichnet. In diesem Modus steht das Ansammeln von materiellen Gütern, Macht und Status im Vordergrund. Menschen im Haben-Modus sehen sich selbst oft als Besitzer von Dingen oder Eigenschaften und messen ihren Wert und ihre Identität daran, was sie besitzen oder kontrollieren können. Diese Haltung führt häufig zu einem Wettbewerbsdenken, einem Bedürfnis nach Abgrenzung und einem Mangel an echtem Verständnis und Verbindung zu anderen. 

Im Gegensatz dazu steht der „Sein-Modus“, der durch das Streben nach innerem Wachstum, authentischen Beziehungen und einem erfüllten Leben geprägt ist. Menschen im Sein-Modus suchen nicht nach äußerem Besitz, sondern nach tieferem Verständnis, echter Verbindung und persönlicher Verwirklichung. Dieser Modus ist geprägt von einer Haltung des Teilens, der Offenheit und der Empathie. Hier wird das Leben nicht als eine Ressource gesehen, die es zu horten gilt, sondern als eine Erfahrung, die in der Interaktion mit anderen aufgeht. 

In Bezug auf Führung lässt sich Fromms Philosophie auf mehrere Weise anwenden. Eine Führungskraft, die von Generosität geprägt ist, zeigt Eigenschaften, die im Sein-Modus verankert sind. Sie agiert nicht primär aus einem Bedürfnis nach Kontrolle oder Macht, sondern aus einem tiefen Verständnis für den Wert von menschlichem Wachstum und Kooperation. Dies lässt sich in verschiedenen Dimensionen betrachten: 

Ethische und Werteorientierte Führung

Generöse Führungskräfte orientieren sich an ethischen Prinzipien und fördern eine Wertebasis, die auf Menschlichkeit, Integrität und Respekt basiert. In diesem Sinne leben sie die Prinzipien des Sein-Modus vor, indem sie nicht nur ihre eigenen Interessen verfolgen, sondern die Bedürfnisse und das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter:innen in den Mittelpunkt stellen. Diese Art der Führung ist weniger auf die Maximierung des eigenen Vorteils ausgerichtet, sondern vielmehr auf das Schaffen eines Umfeldes, in dem alle Beteiligten gedeihen können. 

Förderung von Wachstum und Entwicklung

Führungskräfte, die aus einem Geist der Generosität handeln, setzen sich aktiv für die Entwicklung ihrer Mitarbeiter:innen ein. Sie sehen das Potenzial in anderen und investieren Zeit und Ressourcen, um dieses Potenzial zu entfalten. Dies steht im Gegensatz zum Haben-Modus, in dem Mitarbeiter:innen oft als Mittel zum Zweck betrachtet werden, um persönliche Ziele zu erreichen oder den eigenen Status zu sichern. Im Sein-Modus hingegen wird die Entwicklung anderer als eine Form der Selbstverwirklichung und des gemeinsamen Wachstums angesehen. 

Aufbau von Vertrauen und Kooperation

Generosität in der Führung schafft ein Klima des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Anstatt in einem Klima des Misstrauens oder der Konkurrenz zu arbeiten, das typisch für den Haben-Modus sein kann, fördern generöse Führungskräfte eine Atmosphäre, in der Mitarbeiter:innen offen kommunizieren, ihre Ideen teilen und gemeinsam an Zielen arbeiten. Diese Führungskraft versteht, dass echte Zusammenarbeit und Vertrauen langfristig zu besseren Ergebnissen führen als kurzfristige Vorteile durch Machtspielchen und Kontrolle.

Authentische Beziehungen und Selbstverwirklichung

Im Sein-Modus erleben Führungskräfte und ihre Mitarbeiter:innen eine tiefere Verbindung und authentische Beziehungen. Die Generosität dieser Führungskräfte resultiert aus einem inneren Bedürfnis, echte menschliche Beziehungen zu pflegen und gemeinsam an einem größeren Ziel zu arbeiten. Diese Haltung führt zu einer erfüllenden Arbeitsumgebung, in der die Menschen nicht nur als Ressourcen betrachtet werden, sondern als Partner auf einer gemeinsamen Reise der Selbstverwirklichung. 

Fromms Unterscheidung zwischen „Haben“ und „Sein“ ermöglicht eine tiefere Reflexion über die Natur der Generosität und deren Einfluss auf Führung. Während der Haben-Modus auf Besitz und Kontrolle ausgerichtet ist, fördert der Sein-Modus eine Haltung des Teilens, der Empathie und des gemeinsamen Wachstums. Eine generöse Führungskraft, die aus dem Sein-Modus agiert, trägt dazu bei, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das auf humanen Werten basiert und langfristig sowohl individuelle als auch kollektive Erfüllung und Erfolg ermöglicht. 

Ein Zitat, das eine tiefere Einsicht in Fromms Sichtweise auf Führung und zwischenmenschliche Beziehungen bietet, lautet:

„Die Essenz der Menschlichkeit ist die Fähigkeit, anderen zu geben, sich selbst zu geben und die Welt zu einem besseren Ort zu machen, ohne von dem Wunsch nach Belohnung oder Anerkennung getrieben zu werden.“ 

Dieses Zitat spiegelt Fromms Überzeugung wider, dass wahre Menschlichkeit und effektive Führung auf Selbstlosigkeit und dem Wunsch basieren, anderen zu helfen und gemeinsam zu wachsen, ohne egoistische Motive oder materiellen Gewinn als primäre Antriebskräfte zu haben. Es unterstreicht die Bedeutung von Generosität in der Führung und die Idee, dass echte Führung aus der Fähigkeit heraus entsteht, einen positiven und nachhaltigen Einfluss auf das Leben anderer zu haben. 

Habt Ihr Generosität auch in Eurer Führungskräfteentwicklung verankert? 

 
Silke OttoFührung