Praxisbeispiele

Verankerung von Unternehmenswerten in der Zusammenarbeit

 
Werteorientiere Führung: Wertekarten
 
 

Herausforderung

Die Wertediskussion in einem Unternehmen zu beginnen ist oftmals ein schwieriges Unterfangen. Doch sie war selten wichtiger als momentan. Unsere Welt ist unübersichtlich geworden. Sie wird von gewaltigen Entwicklungen getrieben. In Zeiten von großer Unklarheit und Unsicherheit kann die Arbeit an und mit Unternehmenswerten der Orientierung dienen.

Unser Mandant stand vor der Herausforderung, mit Hilfe von Unternehmenswerten neue Leitplanken des Miteinanders zu schaffen. Einen Rahmen, in dem über Werte gesprochen und sich an ihnen orientiert wird. Das Unternehmen wurde sehr lange patriarchalisch geführt. Die ehemalige Geschäftsführung hat mit ihren Ideen die Richtung vorgegeben, der alle Mitarbeiter*innen gefolgt sind. Hierdurch haben die Menschen teilweise Verantwortung abgegeben. Wenn jemand die Richtung vorgibt, bleibt wenig Platz für eigene Wege.

Jahrelang ist das Unternehmen sehr erfolgreich damit gewesen, doch diese Art der Führung passt immer weniger in die heutige Zeit. Die bisherige Denk- und Arbeitsweise musste sich verändern. Wir stehen mitten in großen wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Umbrüchen. Führungskräfte müssen heute “Ermöglicher” sein für Menschen, die Verantwortung übernehmen. Deshalb sollten nun Werte wie Verantwortung, Integrität, Innovation und Diversität ein neues Miteinander beeinflussen.

Idee

Werte sind handlungsleitende Eigenschaften, die eine Organisation nach innen und außen vertritt. Werte sind Grundsätze, an denen sich die tägliche Arbeit ausrichtet bzw. ausrichten soll. Sie haben einerseits eine Schauseitenfunktion nach außen: viele Organisationen rühmen sich auf Webseiten und in Leitbildern mit ihren Werten. Andererseits haben sie die nach innen gerichtete Funktion, Handeln zu steuern, denn die Werte sollen idealerweise allen Mitarbeiter*innen als Handlungsorientierung und als Grundlage für Priorisierungen und Entscheidungen dienen. Sie sollen dabei unterstützen eine Haltung zu entwickeln, können sinnstiftend sein und verbessern im Idealfall die Zusammenarbeit.

Bei unserem Mandanten haben wir uns um die innen gerichtete Funktion gekümmert. Wir haben gemeinsam mit dem CEO und dem Bereich People & Culture entschieden, den Werten auf unterschiedlichen Plattformen und in ganz verschiedenen Unternehmensprozessen Raum zu geben. Ein besonders großer Hebel war die Entwicklung einer Workshop-Reihe rund um das Thema “werteorientierte Führung”. Hier haben wir sehr pragmatisch und nah am Tagesgeschäft darüber diskutiert, wie die Unternehmenswerte im Führungskontext wirksam werden können, wie man sie im Handeln erkennen kann und wie sie das Unternehmen positiv beeinflussen können.

Menschen bleiben gerne bei gewohnten Routinen, wenn diese erfolgreich sind. Nicht zuletzt aus diesem Grund finden wir es sinnvoll, in Veränderungsprojekten zunächst mit “Pionieren” zu arbeiten, die freiwillig etwas voranbringen und ausprobieren wollen. Dies schafft ein Momentum für neues Denken und Handeln, das im Idealfall weitere Interessierte und Begeisterte anzieht. Auch in diesem Projekt, haben wir Pioniere gesucht und gefunden.

Darüber hinaus haben wir ein Kommunikationskonzept entwickelt, welches dabei half, alle Mitarbeiter*innen zu dieser Initiative immer wieder informiert zu halten und so Lust auf das Neue zu wecken. Folgende Maßnahmen haben zum sicheren und nachhaltigen Gelingen der Transformation auf verschiedenen Ebenen geführt:

  • Werte wurden im Recruiting- und Onboardingprozess thematisiert

  • das Jahresgespräch wurde unter Berücksichtigung der Werte neu aufgesetzt

  • im Zuge der Mitarbeiterbefragung wurde nach Implementierungsgrad und Grad der Lebendigkeit der Werte gefragt und dies im Follow up Prozess der Befragung besprochen

  • es wurde eine Workshop-Reihe konzipiert, die sich sehr auf die Sichtbarkeit der Werte im täglichen Miteinander bezieht

  • Auswahl Werte-Pioniere (Botschafter)

  • Regelmäßiger Kontinuitäts-Check im Sinne der Nachhaltigkeit

  • Kommunikationskonzept

Wirkung

Durch die vielen verschiedenen Maßnahmen, die wir in einer Transformationsarchitektur zusammengefasst haben, hat sich viel in der Kultur des Unternehmens verändert. Die Arbeit an und mit Werten muss tief gehen. Es geht nicht um Selbstdarstellung, sondern um ehrliche Arbeit am Kern des Unternehmens. Durch die Diskussion über die Werte, eingebrachte praktische Beispiele aber auch über die Konfrontation mit den Werten in vielen Prozessen wurde aus leeren Begriffen anschauliches Handeln. Besonders erfreulich war, dass wir hiermit auch auf internationaler Ebene erfolgreich waren.

Die Mitarbeiter*innen übernehmen heute spürbar mehr Verantwortung in Projekten, es gibt ein offenes, wertschätzendes Miteinander und deutlich mehr Innovationskraft. Sie haben in der Zeit der Transformation sehr viel dazu gelernt und teilweise ganz neue Leidenschaften und Fähigkeiten in sich entdeckt. Das hat zu einer hohen Motivation beigetragen.

Wenn man es mit den Werten ehrlich meint, dann geht es immer um ein größeres Transformationsvorhaben. Werte dürfen keine Worthülsen bleiben. Man muss einen Rahmen für werteorientiertes Handeln schaffen. Das ist in unserem Fall gelungen.

Projektteam: Silke und Christoph