Praxisbeispiele

Standortübergreifende Auseinandersetzung mit der Unternehmenskultur

 
 
 

Situation 

Manchmal haben wir den Wunsch etwas zu lernen oder zu wissen, um die Welt um uns herum besser zu verstehen. In anderen Fällen entwickeln wir Interesse an anderen Personen oder Gruppen, weil wir sie besser kennenlernen wollen und beschäftigen uns deshalb intensiv mit ihnen. Worum es auch immer geht, bei echtem Interesse begeben wir uns in einen engen Austausch mit einem Thema. Wir verlassen uns selbst und gehen sinnbildlich durch eine neue Sache hindurch, wenn wir uns ihrer ernsthaft stellen und eine Auseinandersetzung ermöglichen. 

Im folgenden Beispiel entwickelte sich in einem Architekturbüro ein Interesse an der eigenen Kultur. Insbesondere die Geschäftsleitung beobachtete die Entwicklung der Organisationskultur im Verlauf der Zeit. Im Jubiläumsjahr wurde die eigene Geschichte reflektiert. Nach Zeiten erheblichen Wachstums waren aus einem Standort mehrere in ganz Deutschland geworden. 

Problem 

Typischerweise bilden sich an den unterschiedlichen Standorten eines Unternehmens spezifische Besonderheiten, z.B. in den Arbeitsweisen, heraus. Sie liegen in verschiedenen Regionen mit kulturellen Eigenheiten und sind von unterschiedlichen Menschen geprägt. Diese Vielfalt ist Stärke und Herausforderung zugleich.  

Ein Standort war besonders durch die Gründer geprägt, die anderen stärker durch individuelle und lokale Besonderheiten. Es gab Anzeichen dafür, dass Mitarbeitende an verschiedenen Standorten sich nicht mehr als Teil einer gemeinsamen Unternehmenskultur fühlten und sich stattdessen nur auf ihre jeweiligen lokalen Teams konzentrierten. Es drängten sich folgende zentrale Fragen auf:  

  • Was zeichnet unsere kulturellen Gemeinsamkeiten aus?  

  • Was ist unser gemeinsamer Kern?  

Nur noch Einzelne hatten das Gefühl die Antwort zu kennen. Ohne ein geteiltes Verständnis hierüber besteht das Risiko einer Isolierung. Die Mitarbeitenden wissen nicht mehr, woran sie sich anschließen können, wodurch das Zugehörigkeitsgefühl und in der Organisation verloren geht. Dies kann zu einem Mangel an Zusammenarbeit, Innovation und einer erhöhten Mitarbeiterfluktuation führen. 

Lösung 

Hier ist ein mehrschrittiges Vorgehen nötig, um erlebbar zu machen was vorher nicht beschreibbar war. Eine systematische Reflektion der Kultur an allen Standorten, um festzustellen wo die Schnittmenge liegt und welche Werte künftig die Kultur prägen sollen. Der Einbezug aller Mitarbeitenden ermöglichte echte Beteiligung bei gleichzeitiger hoher Akzeptanz der Ergebnisse. 

Mehrschrittiges Vorgehen: 

  • Reflektion des Gestern und Heute mit den Inhabern 

  • Beschreibung von wünschenswerten Zukünften unter Beteiligung aller Mitarbeitenden mithilfe von Open-Space Workshops in jedem Standort 

  • Identifikation der Schnittmenge zentraler Werte die den kulturellen Kern des Unternehmens beschreiben 

  • Präsentation der Werte auf Unternehmensfeier 

  • Weiterarbeit mit ihnen im Rahmen eines internen Teams, um die Werte noch stärker in das Leben und die Arbeit der Organisation zu integrieren 

Ergebnis 

Das Unternehmen hat sich in tiefen Kontakt mit der eigenen Kultur begeben. Dadurch wurden spezifische Werte als Leitplanken für die Arbeit und das Miteinander des Unternehmens erkannt und beschrieben. Diese bilden eine gemeinsame Basis, von der aus die Standorte ihre Verbundenheit stärken. Dabei sind individuelle Besonderheiten nicht verloren gegangen, sondern sind nun klarer identifizierbar und werden im Sinne der Vielfalt als Chance begriffen. Sie regen die Zusammenarbeit in verschiedenen Themen an, um die unterschiedlichen Stärken und Potenziale zu nutzen, was eine Vernetzung begünstigt.  

Das Interesse aneinander und an der eigenen Kultur ist in die Belegschaft übergegangen. Es wächst und entwickelt sich weiter. Das Ringen um die eigene Kultur ist selbst zu einem Kulturelement geworden, wodurch sich das Unternehmen mit sich selbst und den eigenen Werten auseinandersetzt. Damit ist die Organisation in der Lage flexibel und adäquat auf Unvorhergesehenes zu reagieren und die eigene Kultur weiter zu stärken. Dadurch hat es ein solides Fundament für künftige Entwicklungen gelegt.