Warum Zweifel im Studium eine tolle Chance sind!
Zweifel sind ganz normal. Besonders wenn wir Entscheidungen treffen, die einen längeren Zeitraum betreffen werden. Denn nicht alles, was uns nach der Entscheidung begegnet, ist ein einziger Höhenflug. Das gilt insbesondere für die Zweifel im Studium, die – wie der Muskelkater zum Sport – zum Studieren dazugehören.
Der Duden definiert Zweifel als “Ungewissheit bei zweifacher Möglichkeit”. Zweifel entstehen also, wenn es mehr als nur einen Blickwinkel auf eine vermeintliche „Gegebenheit“ gibt. Nicht zu wissen, wie wir die Blickwinkel für uns bewerten, verwirrt, irritiert und verunsichert – Zweifel kommen auf.
Das ist auch wichtig, denn jedes Gefühl hat seine Berechtigung und unser Innerstes möchte uns damit etwas sagen. Zweifel können uns zeigen, wenn wir etwas verändern können – ob es unsere Einstellung zu etwas oder die Situation an sich ist.
Woher können Zweifel kommen?
Hier gibt es zwei Kategorien, die es zu unterscheiden gilt.
(A) Einerseits kann Zweifel aus übermäßig hohen Erwartungen, wie bspw. „Ein Schnitt von 1.0 sollte es schon sein.“ und Ängsten vor bspw. dem Scheitern oder nicht erfüllten Erwartungen entstehen. Dort mischen sich auch oft verinnerlichte Glaubenssätze aus frühsten Kindheitserfahrungen ein, wie „Du schaffst es eh nicht“ oder „Du bist nicht gut genug.“. Alles und jede*r wird infrage gestellt. Dabei bestimmt diese Mischung unbewusst unser Handeln und kann destruktiv – geradezu toxisch – sein, uns lähmen, sabotieren und gar in die Irre führen.
(B) Andererseits können Zweifel aus der Frage nach Werten, Zielen und dem Sinn in unserem Leben entstehen. Dabei sind Zweifel oft ein Signal, dass der Weg, den wir gerade gehen, wie der Studiengang, wirklich nicht zu uns passt und die Zweifel bedeuten: „Hier muss ich etwas ändern“ oder „Dieses Studium tut mir nicht gut“.
Welche Chance bieten Zweifel?
Unabhängig woraus Zweifel entstehen, sie sind eine Chance, die wir nicht verpassen sollten. Denn Zweifel sind Motor für Lernen und Entwicklung. Zudem können sie uns zu mehr Klarheit, Sicherheit sowie Stabilität verhelfen.
Wichtig ist an dieser Stelle innezuhalten und sich die Zeit zu nehmen, um die Gefühle und damit verbundene Gedanken genauer zu erforschen. Das kann etwas Überwindung kosten und erfordert Mut. Mit folgendem Vorgehen kann es am Ende sogar Spaß machen:
1: Befrage deinen Zweifel:
Welche konkreten Ereignisse sind es, die den Zweifel auslösen?
Welche Gefühle sind mit der Situation verbunden? Ist es eine Unruhe, dass irgendetwas nicht stimmt? Sind es Ängste oder Ärger?
Was ist der Grund für die Gefühle und den damit verbundenen Zweifel? Sind es enttäuschte Erwartungen oder Glaubenssätze? Sind es Werte, Ziele oder der Sinn, den du vermisst?
Zu welcher Kategorie gehören die Zweifel: (A) oder (B)
Die Ursache des Zweifels zu kennen, ist die Basis für dein weiteres Vorgehen:
Wenn sie zu Kategorie (A) gehören, darfst du den Zweifel als Einladung verstehen, übertriebene Erwartung und zu laute Glaubenssätze gehenzulassen. Besonders effektiv gelingt dies, wenn du mit einer Person deines Vertrauens darüber sprichst.
Wenn sie zu Kategorie (B) gehören, kannst du mit dem nächsten Schritt weitermachen:
Wie erkenne ich, dass diese Entscheidung/ dieser Weg gerade nicht passt/ nicht richtig für uns ist?
2: Stelle dir folgende Fragen und liste sie auf:
Was sind meine wichtigsten 3 Werte?
Was sind meine Ziele, Wünsche und Visionen (so absurd sie auch klingen mögen)?
Wobei habe ich richtig Spaß? Was macht mir richtig Freude?
Eine hilfreiche Ergänzung kann das Gespräch mit Freunde und Vertrauten sein.
3: Die nächsten Fragen beziehen sich auf deine jetzige Situation. Dabei geht es nicht nur um dein Studium, sondern alle Bereiche deines Lebens:
Womit beschäftigst du dich momentan in den verschiedenen Bereichen deines Lebens?
Finde ich meine Werte in der momentanen Situation?
Wie sehe ich meine Ziele, Wünsche & Visionen verkörpert?
Was macht mir momentan Spaß & Freude?
4: Nun geht es darum, ob du aus der Schnittmenge deiner jetzigen Situation und deiner Visions-Liste einen Handlungsimpuls verspürst. Schaue dir deine Listen daher genau an:
Wie geht es mir mit dem Ergebnis?
Möchte ich etwas verändern?
Möchte ich einem Bereich mehr Raum geben oder weniger Raum?
Möchte ich den Raum sogar wechseln?
Achtung: Wenn sich in Kürze etwas verändert (Ende einer Prüfungsphase) kann es Sinn machen, die Schritte 1 bis 4 nochmals durchzugehen.
Fazit
Es gibt keine allgemeine Formel, wann wir etwas an der Situation oder an unserer Einstellung ändern sollten. Wichtig ist, in sich hineinzuhorchen, erforschen und sich ggf. Hilfe von außen zu suchen.