Warum Ruhe Faszination braucht

Es ist viele Jahre her, dass ich zum ersten Mal an dem Ort war, wo Unruhe für mich kein Thema ist, wo alle Angespanntheit weicht, wo ich echte Erdung spüre.  

Ruhe! 

Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal realisiert habe, dass dieser Ort einen solchen Effekt auf mich hat. Ich wusste schon beim ersten Besuch, dass ich wiederkehren werde, weil es mir schlichtweg gefallen hat, aber, dass er eine so verlässliche Größe bzw. Quelle in meinem Leben würde, das wusste ich nicht. Er ist mein Ort der Besinnung und des Friedens und ein Platz, der mich aus der Hektik des Alltags herausnimmt und mir eine tiefe Verbindung zu mir selbst und zur Umgebung ermöglicht. 

Was ist dort so besonders? Was braucht so eine Umgebung der Ruhe?

Es gibt eine Theorie, die besagt, dass bestimmte Umgebungen weniger kognitive Belastung verursachen und uns somit ermöglichen, ruhiger zu sein. Rachel und Stephen Kaplan, zwei führende Forscher im Bereich der Umweltpsychologie, haben das Konzept der "Restorative Environments" entwickelt. Sie argumentieren, dass natürliche Umgebungen wie Wälder, Berge oder ruhige Plätze in Städten dazu beitragen, die "kognitive Erschöpfung" zu verringern. 

In modernen, städtischen Umfeldern sind wir ständig mit Reizen konfrontiert, die unsere Aufmerksamkeit beanspruchen – sei es durch Nachrichten, E-Mails oder soziale Medien.  

Diese ständige Anforderung an unsere kognitive Kapazität kann zu einer mentalen Erschöpfung führen. An Orten, die Ruhe und natürliche Schönheit bieten, fällt es uns leichter, die Gedanken zu entspannen, und der "innere Lärm" wird reduziert. Diese Art von Umgebungen bietet eine niedrige, aber interessante Stimulation, die es uns ermöglicht, uns zu erholen, ohne dass unser Gehirn ständig neue Aufgaben oder Informationen verarbeiten muss. 

Ein weiterer, sehr interessanter Aspekt in den Theorien von Kaplan und Kaplan, ist das Konzept der „Faszination“. Es beschreibt die Fähigkeit von Umgebungen, das Interesse und die Aufmerksamkeit von Individuen zu fesseln. Die Kaplans identifizierten zwei Arten von Aufmerksamkeit: fokussierte Aufmerksamkeit, die in anspruchsvollen, konzentrierten Aufgaben erforderlich ist, und faszinationale Aufmerksamkeit, die von selbst aktiviert wird, ohne große kognitive Anstrengung.

Letztere entsteht durch Umgebungen, die so gestaltet sind, dass sie die natürliche Neugier wecken, wie z.B. durch Vielfalt und ein gewisses Maß an Geheimnis oder Überraschung. Solche Umgebungen fördern positive emotionale Reaktionen, Entspannung und das Gefühl von Verbundenheit. Das Konzept der Faszination ist eng mit dem Zusammenhang zwischen Umweltgestaltung und psychischem Wohlbefinden verbunden, insbesondere in Bezug auf die Fähigkeit, geistige Ermüdung zu reduzieren und die kognitive Leistungsfähigkeit zu steigern.

Der Hauptgrund, warum natürliche Umgebungen so effektiv sind, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeitskapazität zu regenerieren, liegt also in ihrer Fähigkeit, interessant zu sein, ohne die Notwendigkeit, dass wir unsere gerichtete Aufmerksamkeit auf komplexe Aufgaben lenken müssen. Sie bieten genug Stimulation, um unsere Aufmerksamkeit zu fesseln, aber auf eine Weise, die uns nicht überfordert oder ermüdet. Unsere Aufmerksamkeit ist ungerichtet.

Ich denke, darüber hinaus kann es auch eine gewisse Konstanz sein, die meinen Ort so besonders für mich macht. Er verändert sich vielleicht im Laufe der Jahreszeiten oder der Zeit, aber seine Essenz bleibt gleich. Diese Verlässlichkeit – der Gedanke, dass mir dieser Ort immer wieder das gleiche Gefühl der Ruhe bieten wird – schafft Vertrauen und eine tiefe Verbindung. 

Mein Ort, er ist eine perfekte Mischung aus natürlicher Schönheit, Geschichte, Mythologie und kultureller Identität. Die Abgeschiedenheit und die Vielzahl an Geschichten, die sich mit der Landschaft verbinden, machen ihn zu einem besonderen Ort für diejenigen, die nach mehr suchen als nur einem einfachen Urlaubsziel – sie finden hier ein Stück Seele, das mit ihnen in Resonanz tritt. 
 
Mein Ort heißt Cornwall und Deiner?