Für Kreativität braucht es die richtige Kultur
„Dieses Training macht irre viel Spaß, aber was hat das alles mit unserem Unternehmen zu tun?“ So oder so ähnlich äußerte sich vor einigen Jahren ein Teilnehmer eines Trainingsmoduls zum Thema Kreativität. Das Training sollte die Innovationskraft des Unternehmens verbessern und alle Führungskräfte hatten die Chance teilzunehmen. Darüber hinaus hatte das Unternehmen, in dem das Training stattfand, sich Innovation in Form eines ihrer Werte groß auf die Fahne geschrieben.
Irgendwie schien das jedoch damals noch nicht überall angekommen zu sein.
Wir vermittelten in dem Training unzählige hilfreiche Methoden und optimierten den Investitionsprozess – den übrigens der Fragende selbst verantwortete – so stark, dass hierdurch das gesamte Unternehmen in großem Maße Erleichterung erfahren hätte. Mit Hilfe von Design Thinking kreierten wir neue, zukunftsträchtige Produkte und durch die Methode der Six Thinking Heads lernten die Teilnehmende unterschiedliche Blickwinkel und Perspektiven auf Themen einzunehmen.
Leider wurde aus den optimierten Prozessen und den erdachten Produkten nichts. Irgendwie gab es ein Verständnisproblem. Die Methoden und Inhalte des Trainings, ja die haben richtig Spaß gemacht, doch den Transfer in den Arbeitsalltag, den bekam man damals einfach nicht hin.
Zu weit weg von der Realität, fühlte es sich scheinbar an.
Immer wieder kam: „Wir sind doch nicht die Entwicklungsabteilung”, „Ideen kommen aus dem Marketing“, „im Finance sollte man besser nicht kreativ sein“.
Bei vielen der Methoden ging es nicht darum, wilde neue Ideen zu spinnen, sondern beispielsweise einfach einen Prozess zu optimieren oder darüber nachzudenken, welche Dinge man in seinem täglichen Tun auch mal „weglassen“ kann.
Es ging um „anders“ Denken, im Sinne der Sache.
Egal, ob etablierter Konzern, kleine oder mittlere Unternehmen, alle müssen Wege und Methoden finden, Ideen und Innovationen im Unternehmen entstehen zu lassen. Aber wie? Wenn es das Umfeld zwar grundsätzlich befürwortet, dann aber mit dem dazugehörigen Framework nichts anfangen kann.
Besonders tragisch ist das, weil die besten Ideengeber oft die eigenen Mitarbeiter:innen sind – doch es müssen Weichen gestellt werden, um den Erfindergeist aus ihnen herauszuholen. Um dieses Potenzial freizusetzen und nutzen zu können, sollten Räume für Kreativität und Innovation geschaffen werden.
Ich glaube, das haben wir damals ganz gut geschafft.
Weiterhin entscheidend ist die richtige Unternehmenskultur: Nur wenn Innovation im Unternehmen auch ganzheitlich gefördert und gefordert wird, können Veränderungen überhaupt entstehen.
Die Ideen in den Mitarbeiterköpfen sind also definitiv da. Doch ob ein Mitarbeitender diese auch äußert, hängt von der Unternehmenskultur ab. Die Mitarbeiter:innen müssen das Gefühl haben, es lohnt sich etwas anzustoßen und sie werden für ihr Engagement geschätzt. Noch dazu muss kommuniziert und verstanden werden, dass Kreativität in jedem Bereich, jedem Prozess, ja in jedem kleinen Arbeitsschritt gewünscht und möglich ist.
Das könnte damals gefehlt haben. Innovation war zwar einer der Werte des Unternehmens, jedoch war in der Kultur nicht spürbar, dass kontinuierliches kreatives Denken im Sinne von Verbesserung gewünscht ist. Eher im Gegenteil. Es fehlte sogar die Psychologische Sicherheit auch mal Fehler machen zu dürfen und der Führungsstil war eher „von oben herab“ zu erleben. „Ich sage Dir, was Du zu tun hast“. Mitdenken, oder sogar Selbstdenken, Fehlanzeige.
Deswegen wirkten die Trainingsinhalte auch so fremd und losgelöst von dem, was man sonst so zu tun hatte.
Eine Unternehmenskultur, die Kreativität fördert, ist in der heutigen Zeit entscheidend. Führungskräfte sollten ein Umfeld schaffen, in dem neue Ideen willkommen sind und Fehler als Teil des Lernprozesses akzeptiert werden. Offene Kommunikation und Zusammenarbeit sind ebenfalls wichtig, um den Austausch von Ideen und Perspektiven zu fördern.
Ermöglichen Sie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, neue Ansätze auszuprobieren und Risiken einzugehen. Schaffen Sie Projekträume oder Zeiten, in denen Mitarbeitende an innovativen Projekten arbeiten können, die nicht direkt mit ihren alltäglichen Aufgaben verbunden sind. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Kreativität zu entfalten und neue Ideen zu testen.
Und erst, wenn sich die Kultur im Sinne der Kreativität verändert hat, kann man den Mitarbeitenden Werkzeuge und Methoden an die Hand geben, die das Ganze noch unterstützen. Sonst verhindern unter Umständen die Rahmenbedingungen die Anwendung der Werkzeuge.
Und was macht eine kreative Unternehmenskultur aus?
Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen und aus ihnen neue Ansätze zu entwickeln. Kreative Kulturen sind offen für Veränderungen, neue Perspektiven und sind bereit, Risiken einzugehen. Sie sind in der Lage, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und dadurch neue Lösungsansätze zu finden.
Eine weitere wichtige Eigenschaft von kreativen Kulturen ist die Fähigkeit, Dinge zu verbinden, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Hierdurch entstehen oft unerwartete Kombinationen und Lösungsmöglichkeiten.