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Blogbeiträge

Der Rollenkompass

 

Foto von Mathieu Stern auf Unsplash

 
 

Auch Wissen gerade über die eigene Person kann eine Quelle von Sicherheit sein: Durch Reflexion der eigenen, oft unbewussten Rollen können wir ein bewusstes Bild davon zeichnen, wer wir sind und wo wir stehen. So können wir innere Sicherheit aufbauen. Denn ein fester Stand und innere Stärke geben Orientierung insbesondere in unsicheren Situationen und turbulenten Zeiten.
 

Was ist eine berufliche Rolle?  

Eine Rolle ist die Summe aller Erwartungen, die sowohl die Person selbst als auch ihr Umfeld hat, und Annahmen darüber treffen, wie sich die Rolle-innehabende Person in einem bestimmten Kontext verhalten sollte. Der erste wesentliche Aspekt an Rollen ist jedoch, dass wir mehrere Rollen gleichzeitig innehaben können. Wir können Teamleiter:in und Kolleg:in zugleich sein. Zweitens muss weder der Person, noch ihrem Umfeld bewusst sein, dass sie eine bestimmte Rolle hat bzw. welche Rolle es überhaupt ist, was daraus resultieren kann, dass eine Person automatisch Ansprechpartner:in für jegliche Themen/ Probleme ist. Der dritte wesentliche Aspekt an Rollen ist, dass wir manche von ihnen haben, ohne uns dafür oder dagegen zu entscheiden, wie die sozialen Rollen Sohn:Tochter oder auch Enkel:in demonstrieren. Diese Aspekte verdeutlichen: Es ist ausschlaggebend, wie wir eine Rolle ausgestalten und welche Erwartungen wir an uns selbst stellen.

Methode: Der Rollenkompass

Eine schöne Methode zur Reflexion von Rollen, die Klarheit verschafft, wer wir sind und wo wir stehen, ist der Rollenkompass. Dabei widmet man sich Erwartungen, Hindernissen und Möglichkeiten einer beruflichen Rolle. Das kann natürlich für jede weitere (soziale) Rolle genutzt/wiederholt werden, um mehr innere Sicherheit zu erlangen. 

Wie funktioniert’s?  

1. Lege die berufliche Rolle fest, mit der Du dich in dieser Methode weiter auseinandersetzen möchtest, z.B. Führungskraft oder „Ich in der Organisation XY“ oder „Projektmanager*in“. 

2. In der Abbildung 1 siehst Du die vier Himmelsrichtungen des Rollenkompass. Zeichne sie auf ein leeres Blatt Papier und benenne sie entsprechend:  

  • Im Norden geht es um den Fokus deiner Rolle und welche Erwartungen & Aufgaben damit verbunden sind.  

  • Im Osten geht es um Abgrenzung deiner Rolle, also was nicht zu ihr gehört. 

  • Im Süden beschäftigst du dich damit, was dir Kraft & Motivation gibt (bspw. Ressourcen), deine Rolle zu erfüllen und deinen Fokus zu halten. – Verbindung zum Norden. 

  • Im Westen widmest du dich den Hürden und Veränderungen, die sich auf das Ausfüllen deiner Rolle (negativ) auswirken.

3. Gehe nun jede Himmelsrichtung und die jeweiligen Leitfragen dazu durch. Notiere alle Gedanken und Assoziationen, die Du zu diesen Fragen hast, auf dein Blatt. Gehe danach zur nächsten Himmelsrichtung, bis du alle bearbeitet hast. Manchmal können auch Aspekte auftauchen, die sich auf andere Himmelsrichtungen auswirken.   

Abbildung 1: Rollenkompass mit Fragen zu den jeweiligen Himmelsrichtungen.  

4. Wenn Du damit fertig bist und jedes Feld bearbeitet hast, leite nun aus den Bereichen Schritte ab, die du angehen möchtest. Sollten sich nicht direkt Ideen ergeben, können diese Fragen hilfreich sein:  

  • Fokus im Norden: Worauf möchte ich mich weiter fokussieren?  

  • Abgrenzung im Osten: Welche Aufgaben kann ich delegieren? Wie kann ich verändern, dass Dinge, die nicht Teil meiner Rolle sind, weiterhin an mich herangetragen werden?  

  • Kraft im Süden: Welche Ressourcen kann ich weiter fördern oder ausbauen?  

  • Veränderung im Westen: Welche hinderlichen Faktoren kann ich verändern? Wie könnte das aussehen? 

  • Zu welcher Himmelrichtung fielen mir die Antworten besonders leicht/schwer und was heißt das für mich? 

MEhr Sicherheit durch den Rollenkompass

Du hast nun deine berufliche Rolle reflektiert und Handlungsoptionen in allen vier Bereichen erarbeitet. Womit möchtest du starten? Wann? Was brauchst du dazu? Wozu brauchst du vielleicht Hilfe? Von wem? Schreibe auch das neben deine Ideen.  

Die Methode kann dir auf drei Arten zu mehr Sicherheit verhelfen:  

  1. Durch das Bewusstmachen und Strukturieren deiner eigenen Erwartungen, kann sie dir mehr Klarheit über deine Rolle und damit Sicherheit in deinem Tun geben.  

  2. Du kannst gezielt an Stellen ansetzen, an denen du dir neue Sicherheit geben möchtest und Veränderungen initiieren in deinem Handeln oder an Erwartungen.  

  3. Es kann durchaus passieren, dass wir andere Erwartungen an unser Verhalten haben als Personen aus unserem Umfeld und es zu Konflikten kommt. Mit dem Rollenkompass kannst du aktiv gestalten, wie stark sich deine Erwartungen an deine Rolle mit anderen decken. Dafür ist es wichtig, dass du kommunizierst, welche Erwartungen du erfüllen kannst und willst, an welchen Stellen dich aber klar abgrenzen möchtest – und wo du auch ein Stück auf sie zugehen kannst.

Der Rollenkompass im Team

Klare Kommunikation ist sehr wichtig, wenn es um Rollen geht, da die Erwartungen an das Verhalten einer Person in einer Rolle oft nicht dokumentiert oder verbindlich vereinbart, sondern indirekt vermittelt und kulturell geformt sind. Menschen lassen uns also durch ihr Missfallen spüren, wenn wir uns ihrer Meinung nach nicht richtig verhalten, sagen uns aber selten vorher, wie wir uns ihrer Meinung nach verhalten sollten. Dadurch wird Unsicherheit bei Personen erzeugt: Verhalten sie sich gerade angemessen? Sagt ihnen nur niemand, dass sie sich gerade falsch verhalten? Durch den Einsatz des Rollenkompass‘ im Team können frühzeitig jeweiligen Erwartungen – insbesondere innerhalb bei der Zusammenarbeit – kommuniziert werden und können sich das Team so gegenseitig mehr Klarheit, Vertrauen und darüber mehr Sicherheit geben.  

 
Tabea MaierWertefabrikMethode