Mit dem "Netz der Gemeinsamkeit" gestärkt an die Arbeit
„Sage mir, wie ein Projekt beginnt, und ich sage Dir, wie es enden wird.“ Dieses Zitat eines unbekannten Verfassers deutet auf jede Menge Fallstricke zum Start eines gemeinsamen Vorhabens hin. Vieles gibt es dort zu beachten. Die Menschen geraten dabei nicht selten völlig aus dem Blick. Die Gruppendynamik, aus der im Projekt Energie, Kompetenz und Arbeitseinsatz kommen soll, wird sträflich vernachlässigt.
Wer arbeitet da eigentlich zusammen? Mit wem habe ich es zu tun? Worauf kann ich vertrauen und womit muss ich bei wem rechnen? Es gibt viele interpersonelle Fragen, die nicht nur auf die Projektarbeit beschränkt sind. Soll ich als Teamverantwortliche*r nun direkt ein 2-tägiges Outdoor-Event inkl. Hochseilgarten buchen? Nicht nötig, ein kleines Werkzeug kann bereits als eine gute Grundlage für wirksame Gruppendynamik wirken.
Der schüchterne Anfang
Eine halbe Stunde noch bis zum Start des wichtigen Projekt-Kickoffs zum neuen Entwicklungsauftrag. Die Teilnehmer*innen trudeln so langsam ein. Einige kennen sich bereits, andere sind scheinbar zum ersten Mal hier am Standort. Mit wem spreche ich? Gehe ich mutig auf den Typen am Kaffeeautomaten zu? Stelle ich mich an den Hochtisch zu der 3er-Gruppe? Und was sage ich dann? ... So oder so ähnlich ist es Dir vielleicht auch bereits einmal zum Start einer Arbeitsgruppe ergangen. Da hilft nur „small talk“, oder lieber doch nicht?
Gemeinsamkeiten laden zum Dialog ein
Die beschriebene Situation ist durchaus typisch für so viele Zusammenkünfte. Aus der Erfahrung mit diesem Moment, starten wir unsere Workshops gerne „vor dem Workshop“. Im Grunde geht‘s also schon los, bevor der Workshopraum überhaupt betreten ist. Wir nutzen dafür häufig eine „Kaffeelounge“ oder einfach die Fläche, auf der sich die Ankommenden ganz natürlich sammeln. Im digitalen Raum laden wir sowieso gerne eine halbe Stunde früher ein, um informellen Raum zu geben und zu halten. Stellt es Euch so vor, wie der Platz vor der Kirche, auf dem sich die Dorfbewohner versammeln und einfach miteinander ins Plaudern kommen. Manchmal klappt das wunderbar wie von selbst, aber eine kleine Hilfestellung wirkt manchmal Wunder.
Beim „Netz der Verbindungen“ schicken wir die Teilnehmer*innen nach dem Ankommen an ein Poster, auf dem kleine „Steckbriefe“ platziert sind. Dies klappt im virtuellen Raum natürlich auch wunderbar mit einem gemeinsamen Mural-Board. Bei den Kategorien der Steckbriefe könnt ihr kreativ werden und Euch die Kombination heraussuchen, die Euch am besten gefällt. Wir nutzen meist zu Beginn neben den klassischen Vorstellungsfragen weitere Fragen, die mehr über die Person verraten und gleichzeitig zum Nachdenken anregen. Hier eine kleine Auswahl:
Was hätte sonst noch aus mir werden können?
Was hat mir als Kind am meisten Freude bereitet?
Wenn ich ein Musikinstrument wäre, welches wäre es dann?
Was würde ich meinem 16-jährigen Ich heute raten?
Das Netz wird gesponnen
Nun geht es darum, das Netz zu entwickeln: Die Teilnehmer*innen erhalten den Auftrag, vor Beginn des Workshops so viele Verbindungen mit anderen zu suchen wie möglich. Erlaubt sind nur Einzelgespräche (was sich im digitalen Raum wunderbar über zufällige Breakout-Rooms lösen lässt). Wie „rasende Reporter“ treffen sich die Teilnehmer*innen nun also selbstorganisiert und suchen im Dialog nach Gemeinsamkeiten, die sie vorher nicht voneinander kannten und auch nicht auf den Steckbriefen stehen. Es bleibt also keine andere Wahl, als miteinander zu sprechen, sich füreinander zu interessieren, persönliche Fragen zu stellen - In welches Land fährst Du gerne in Urlaub? Was ist dein Lieblingsverein? Welchen Sport machst Du? Hast Du eine „Macke“, die ich vielleicht auch habe? ...
Wenn eine vorher unbekannte Gemeinsamkeit gefunden wurde, gehen beide zur Wand mit den Steckbriefen und ziehen eine Verbindungslinie zwischen ihren beiden Profilen. An die Linie kommt die Gemeinsamkeit per Stichwort. So entsteht Stück für Stück ein buntes Netz aus den Interessen und sonstigen Eigenschaften über die einzelnen Menschen auf den Steckbriefen.
Die Wand mit dem „Netz der Gemeinsamkeiten“ bleibt während des Workshops sichtbar. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich schon in der ersten Pause neue Konstellationen vor der Wand selbstorganisiert treffen und einfach weiterquatschen. Manche Teams starten ihre (virtuellen oder analogen) Team-Sessions gerne mit der erstellen Wand.
Bingo! Ziel erreicht. Viel Spaß beim Ausprobieren. Wir freuen uns auf Eure Erfahrungsberichte und Fragen.