Gibt es eine ideale Gruppengröße für Workshops?
So wie der Innenarchitekt innerhalb vorgegebener Strukturen eines Hauses Räume entwirft, gilt es in unserer Beratungsarbeit im Rahmen vorgegebener Dimensionen entsprechende Interventionen zu gestalten. Bei der Gestaltung orientieren wir uns an vier Dimensionen: zeitlich (Pausen- und Arbeitszeiten, Tageszeiten, Taktung, etc.), räumlich (Beschaffenheit des Ortes, Sitzordnung, Technologie, etc.), inhaltlich (Auswahl der Themen, Werkzeuge und Modelle, etc.) und sozial. Am Beispiel eines unserer liebsten Workshop-Intros vertiefen wir hier die soziale Dimension und nennen Dir Vor- und Nachteile der verschiedenen Gruppengrößen zur besseren Workshop-Vorbereitung.
In der sozialen Dimension geht es darum, in welchen Zusammensetzungen gearbeitet werden soll. Jede Konstellation hat bestimmte Wirkungen auf den Diskurs und bringt bestimmte Phänomene hervor. Für die verschiedenen Konstellationen verwenden wir folgende Begriffe:
Plenum: Der gesamte Teilnehmerkreis
Teilgruppe: Eine Gruppe von 4 bis 10 Personen innerhalb des Teilnehmerkreises
Kleingruppe: 3 bis max. 4 Teilnehmer*innen
Paar
Einzel
Der Zauber der Kleingruppe zu Beginn einer Zusammenkunft
Eine Kleingruppe von 3 bis 4 Personen bietet folgende Vorteile:
die Person steht im Zentrum,
es entsteht schnell eine intime Atmosphäre,
damit ist die Angst reduziert,
es herrscht mehr Offenheit,
persönliche Dinge haben mehr Platz,
so etwas wie ein Heimatgefühl ist rasch herstellbar.
Wenn Du also einen Workshop planst, in dem genau diese Zutaten wichtig sind, dann steige doch mit dem "Mini-Lab" ein. Das "Mini-Lab" ist eine unserer Lieblingsmethoden. Wobei es sich dabei eher um ein bestimmtes „Setting“, als um eine konkrete "Schritt-für-Schritt" Methode handelt. Innerhalb dieses Settings sind unendliche Variationen denkbar. Deiner Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt.
Das "Mini-Lab"
Ein "Lab" ist grundsätzlich ein physischer und / oder virtueller Raum, der der Initiierung und Umsetzung innovativer Ideen dient. In diesem Sinne "bauen" wir im Mini-Lab je nach Gruppengröße kleine Laborumgebungen im großen Raum. Ganz konkret: Bei einer Gruppengröße von 15 bereiten wir den Raum direkt so vor, dass 5 kleine Stuhlinseln entstehen, in denen die Teilnehmer*innen Platz nehmen. Im virtuellen Raum begrüßen wir alle im Hauptraum und gehen direkt in 3er-Breakout-Rooms.
Runde 1: Persönlicher Bezug im kleinen Rahmen
Wie oben beschrieben, lässt es sich in der Kleingruppe recht leicht Offenheit erzeugen. Wir nutzen diesen Effekt, indem wir mit einer persönlichen Aufgabenstellung anfangen. Der „Lab-Charakter“ entsteht durch den thematischen Bezug. Beispielsweise haben wir die Teilnehmer*innen zum Thema Change zwei Gegenstände mitbringen lassen – einen sinnbildlich für Stabilität, einen für Wandel. Darüber kommen die Kleingruppen über das Thema und die jeweilige Person ins Gespräch.
Runde 2: Teamaufgabe
Zuerst erfolgt der Gruppenwechsel im „Max-Mix-Verfahren“ (größtmögliche Durchmischung). Dazu stehen jeweils Freiwillige aus drei unterschiedlichen Stuhlinseln auf. Diese bilden die neue Gruppe. Der Moderator bittet nach und nach die Freiwilligen der verschiedenen Inseln. Wenn sich alle neuen Labs gefunden haben, beginnen die neuen Teams mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Zusätzlich zur eigenen Vorstellung soll jede*r den neuen Mitmachern, auf die Personen hinweisen, mit denen sie oder er in Runde 1 zusammengearbeitet hat. Dadurch entsteht im Raum eine lustige Atmosphäre indem jeder die „alten Weggefährten“ sucht, auf diese zeigt, diese sich erkannt fühlen, etc.
In kürzester Zeit hat sich gewissermaßen die gesamte Gruppe einander „vorgestellt“. Im virtuellen Raum fällt dieser direkte Effekt zwar weg, aber z.B. (je nachdem wie bereit die jeweilige Gruppe dafür ist) lassen wir die Teilnehmer*innen in Runde 1 einen Screenshot der 3er-Konstellation machen, welcher dann in Runde 2 geteilt wird. So haben die neuen Mitmacher die Gesichter zu den nicht Anwesenden präsent.
Was die Aufgabe in Runde 2 angeht seid Ihr natürlich wieder völlig frei. Wir empfehlen Zweierlei:
Ran ans Thema: Diese Runde überrascht uns immer wieder! Die Arbeitsatmosphäre und -ergebnisse sind regelmäßig überragend und bilden so das Fundament für einen guten Workshop. Gute Leitfragen(n) sind hier goldwert. Außerdem solltest Du auf gute Visualisierung achten, die später nutzbar/lesbar ist.
Team- statt Personenzentrierung: Nachdem es in der ersten Runde noch um die Öffnung und Vorstellung der einzelnen Personen ging, geben wir hier meist eine Gruppenaufgabe. Dies führt zu ersten guten Erfolgserlebnissen und etabliert einen Arbeitsmodus für den weiteren Verlauf.
Ob und wie die einzelnen Ergebnisse präsentiert werden, hängt von der Workshop-Planung ab. Immer häufiger gehen wir zu alternativen Präsentationsmodi, wie z.B. Gallery Walks oder Postersessions über. Oder wir arbeiten an den entstandenen Ergebnissen weiter und präsentieren erst später im Verlauf.
Auflösung des Setups und Fazit
Die Zeit für Mini-Labs liegt zwischen 45 - 90 Minuten. Erfahrungsgemäß tut der Gruppe im Anschluss Plenumszeit gut. Hier wird dann synchronisiert, konsolidiert und die Ausrichtung für die anstehende Arbeitsphase der intensiven Themenbearbeitung besprochen.